KHR Trio feat. Rieko Okuda

April 12, 2024 Von MartinKuenkele

Es fehlen mir die Adjektive um das zu beschreiben, was ich am Freitagabend erlebt habe im Gewölbekeller unter dem Jazzinstitut. Es passierte alles gleichzeitig: verschiedene Rhythmen, Akzente, Melodien, Klänge, Geräusche, Effekte … und doch kann man vieles einzeln heraushören. Aber warum sollte man das tun? Als Ganzes nimmt es einen ebenso in Beschlag.

Auch wenn alles zunächst scheinbar chaotisch klang, eines hatte es immer: Rhythmus. Ich fragte mich, wie der bei mir entstand, aber er war immer da. Manchmal schnell, dann wieder verhalten. Ich denke mal, dass es beabsichtigt ist bei dieser Art von Musik, dass jedes Instrument seinen eigenen Rhythmus pflegt zu den eigenen Melodien, aber dass sich für mich ein einheitlicher spürbarer Rhythmus einstellt ist etwas ganz Überraschendes.

Die Musiker von KHR haben sich verstärkt um die Pianistin

  • Thomas Honecker, Gitarre
  • Wolfgang Reimers, Sopransaxophon
  • Detlef Kraft, Schlagzeug
  • Rieko Okuda, Piano

Sie spielen zusammen, hören aufeinander, springen ein, dominieren während ihren Melodien, Effekten bzw. Geräuschen, werden unterstützt durch die anderen. Dann ergeben sich Duos, Trios, gewollt oder aus der Situation. Das bleibt das Geheimnis des Quartetts, wie alles entsteht während der Live-Performance. Trotzdem klingt es immer spontan und originell. Sicher spielt die Erfahrung eine große Rolle und die Virtuosität mit den Instrumenten.

Manchmal fragte ich mich woher kommt jetzt dieser eine Ton, der sich langsam ins Bewusstsein schiebt. Bis ich ihn entdecke, entweder beim das Saxophon oder beim Schlagzeuger, der noch andere ‚Blasinstrumente‘ bedient oder bei der Gitarre. Aber dann ist dieser eine Ton schon wieder weg. Das Piano erzeugt etwas wie Flächen nicht nur über die Klaviatur gespielt sondern auch über die Bearbeitung der Saiten innerhalb des Instruments. Das sind Töne, die man nicht gewohnt ist bei einem Piano. Aber immer spannend. Oft sehr schnell gespielt, sodass die einzelnen Töne nicht mehr unterschieden werden können.

Überhaupt die Spannung. Ich halte manchmal die Luft an in Erwartung, was als nächsten passieren könnte. Das Erwartete passiert aber nicht, aber dafür etwas Anderes nicht weniger Spannendes. Diese Musik regt meine Fantasie an.

Es ist so, das einzelne Songfragmente zu neuen Entwicklungen führen, die bereitwillig von den anderen Musikern aufgenommen werden. Einmal spielt der Saxophonist immer denselben Ton und die anderen ‚bewegen‘ sich dazu wie Seiltänzer auf demselben Seil.

Das Publikum ist begeistert und das Quartett spielt noch eine – im Vergleich zu den anderen beiden Stücken zuvor – kurze Zugabe.

In dieser komprimierten Form habe ich so eine Musik noch nie gehört und es hat mir sehr gut gefallen.

v.l.n.r.: Rieko Okuda, (im) Piano; Wolfgang Reimers, Sopransaxophon; Detlef Kraft, Schlagzeug und Thomas Honecker, Gitarre.